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Christiane Schauder

Übersicht

Gisela Fiedler-Bender:

Die Formen der Farbe

aus dem Katalog Christiane Schauder, 2002

Als in den späten 50er Jahren der französische Künstler Yves Klein damit beginnt, die Farbe zum einzigen Inhalt seiner Bilder zu machen und Serien monochromer Werke in Blau, Rot und Gold herstellt, scheint vielen Kritikern das Ende der Malerei erreicht. Heute wird deutlich, dass sein radikaler Schritt nicht nur den Endpunkt einer langen Entwicklung, sondern auch den Aufbruch zu einer neuen Freiheit im Umgang mit der Farbe bedeutet. Es ist Kandinskys bereits 1911 formuliertes Postulat vom "Prinzip der inneren Notwendigkeit", das in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts radikal zu Ende gedacht und angewandt wird.

Mitte der 70er Jahre, als Christiane Schauder mit ihrem Kunststudium in Mainz beginnt, ist die Freiheit künstlerischer Gestaltung längst zur Selbstverständlichkeit geworden. Alles ist möglich, Grenzen setzen nur das eigene Wollen und die eigenen Fähigkeiten. Wie bei den meisten Künstlern - egal, welche Wege sie weiter verfolgen mögen - steht am Anfang auch bei Christiane Schauder die Form, die sich der Farbe unterordnet. Eine Zeichensprache, erfundene Hieroglyphen, unlesbare Buchstaben, dynamische Linien und gebrochene Strukturen, undeutbar für den Betrachter, aber von spezifischer Bedeutung für die Künstlerin, akzentuieren bis in die 90er Jahre die großformatigen, oft mehrteiligen Acrylmalereien, verlieren aber zunehmend an Gewicht. Sie werden schließlich zu Randerscheinungen auf den gestisch bewegten Farbbahnen, die unter dem Einsatz des ganzen Körpers, dem dynamischen Schwung des Armes entstehen. Blau und grünliches Gelb bilden den Hauptakkord, der aus vielen übereinanderliegenden Malschichten besteht und mit kraftvollem, spontanem, weit ausholendem Gestus auf die Leinwand gebannt wird. Bei allem schwungvoll Gestischen wird der Ton nie laut, die Form oder Farbe nie aggressiv, die Dynamik ist kontrolliert, konzentriert und gelenkt, auch dort, wo dem Zufall Raum gegeben wird.

Ist schon diese informelle Phase in Christiane Schauders Werk geprägt von der Reduktion auf wenige Farben, lässt eine für sie neue Technik, Anfang der 90er Jahre bei einem Aufenthalt in New York entdeckt, sie zu noch größerer Ruhe und Konzentration finden. Die Malerei mit flüssigem Wachs, die alte Technik der Enkaustik, in Verbindung mit Farbpigmenten und Acrylfarben, führt zu einer weiteren Reduktion von Farbe und Bewegung. Bis zu 20 Schichten werden lasierend übereinander gelegt und lassen die meist zarten Farben hell und transparent erscheinen, mit weicher, alabasterartiger Oberfläche. Kaum Rot, dagegen kühle Farben, helles Grün und Blau herrschen vor, gedämpfte Klänge, deren Intensität durch die Überlagerung vieler Malschichten und die matte Oberfläche des Wachses gebrochen wird.

Mit Wasser und Luft, mit der Weite eines atmosphärischen Raumes hat diese Malerei zu tun. Das Quadrat wird nun zum bevorzugten Bildformat, mit deutlichem Abstand zur Wand, objekthaft-plastisch, seriell gereiht oder zu Blöcken von 3 x 3 oder 4 x 4 zusammengefasst. Die Farbe setzt sich aus vielen Nuancen mit unterschiedlichen Strukturen und feinsten Übergängen zusammen, streifig, gitterförmig durch den abwechselnd horizontalen und vertikalen Wachsauftrag, oder mit einer wie von Tropfen hervorgerufenen Körnung, ähnlich den Regenbildern von Yves Klein.

Auch in chromatischen Reihungen von fünf verschiedenen Farbabstufungen auf gleich hohen, aber unterschiedlich breiten Bildformaten tauchen die verschiedenen Oberflächenstrukturen auf, einander ergänzend, sich fortsetzend, harmonisch und reduziert in der Farbe, ohne direkt monochrom zu sein. Raumbestimmend, ja raumgebend sind diese Bildobjekte von Christiane Schauder, konzentriert und präsent, ohne aber sich aufzudrängen. Weniger das Einzelbild ist hier bestimmend, es sind die Farbklänge, die Harmonie der Töne und das kompositorische Zusammenspiel, das die Künstlerin interessiert. Es verwundert nicht, dass die Musik für Christiane Schauder und ihre Arbeit von größter Bedeutung ist. Sie hat damit jenen Weg eingeschlagen, den Kandinsky meint, wenn er die Malerei auffordert, ihre "Mittel und Kräfte in rein malerischer Weise anzuwenden", analog den "abstrakten" Kompositionen der Musik. Vor allem zur zeitgenössischen Musik fühlt sie eine Wesensverwandtschaft.

In einer Reihe neuerer Arbeiten wird die auf nur ein oder zwei Töne reduzierte Farbpalette aufgegeben. Verschiedene Farben, vom hellsten Klang bis zum tiefsten Schwarz setzen sich, in einer Reihe gehängt, mit den sie umgebenden Farbwerten auseinander, reagieren und lassen dadurch die ganze Bildgruppe in optische Bewegung geraten. Die hellen Farben neigen zur Auflösung, zur Konturlosigkeit vor der weißen Wand; die dunklen, zumal das Schwarz, gehen in die Tiefe; Blau tritt zurück, Rot drängt sich vor, und Gelb strahlt über seine Konturen hinaus. In diesen variablen Bildreihungen findet Christiane Schauder wieder zu einer Dynamik, aber anders als in ihren frühen Arbeiten, entspringt diese Dynamik nicht dem körperlichen Malgestus, sondern allein dem ausgewogenen Einsatz der Farbenergie. Christiane Schauder hat die Farbe ins Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit gestellt, sie spürt ihren Tönen nach und öffnet damit neue Räume, indem sie dem von Kandinsky gefordertem "Prinzip der inneren Notwendigkeit" folgt.

"Im allgemeinen ist also die Farbe ein Mittel, einen direkten Einfluss auf die Seele auszuüben. Die Farbe ist die Taste. Das Auge ist der Hammer. Die Seele ist das Klavier mit vielen Saiten. Der Künstler ist die Hand, die durch diese oder jene Taste ... die menschliche Seele in Vibration bringt."(Wassily Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst, München 1911)

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